Auf dem Bahnhofsplatz von Brig startet diese zweistündige Zugsfahrt. Die Komposition der Matterhorn Gotthard Bahn tuckert gemütlich das Oberwallis hinauf nach Fiesch. Kurze Zeit später führt die Reise das Goms hinauf nach Oberwald. Durch den Furka-Basistunnel gelangt der Zug in den Kanton Uri wo die Fahrt schliesslich in Andermatt endet.
142, Brig-Fiesch-Oberwald-Andermatt
Diese sehenswerte Reise durch das Oberwallis nimmt ihren Anfang in Brig. Die Stadtgemeinde ist bekannt für die Thermalbäder, die schmucke Altstadt und natürlich den Stockalperpalast. Daneben ist Brig auch ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt. So enden hier die normalspurigen Linien aus dem Unterwallis, dem Lötschberg-Basistunnels sowie der alten Bergstecke von Goppenstein her. Vor dem stattlichen SBB Bahnhof befinden sich die schmalspurigen Gleise 12 und 13, welche zu den Matterhorn Gotthard Bahnen gehören.
Diese führen nach Visp-Zermatt (140) sowie Richtung Oberwald. Stündlich verlässt eine rot-weisse MGB Komposition den Bahnhofsplatz von Brig und macht sich auf die zweistündige Reise nach Andermatt. Bis 2007 führte das Trasse in einer Schlaufe durch Naters. Nach der Gründung der Matterhorn Gotthard Bahn wollte man die Züge durchbinden und auf die Spitzkehre verzichten. So wurde die Strecke neu angelegt und mündet nach dem Überfahren der neuen Rhone Brücke in das alte Trasse ein. Kurze Zeit später trifft der Zug in der Ortschaft Bitsch ein. Die Fahrt führt anschliessend weiter das Oberwallis hinauf nach Mörel.
Unmittelbar neben dem Bahnhof besteht mit der Riederalp Luftseilbahn der erste von insgesamt drei möglichen Einstiegen in das Ski- und Wandergebiet Aletsch Arena. Auch von der nächsten Haltestelle, Betten Talstation, kann man bequem mit der Godelbahn auf die autofreie Bettmeralp reisen. Die Eisenbahn schlängelt sich derweil weiter durch den Talboden an der Rhone entlang über Grengiols nach Lax. Mit dem Bau der Linie wurde 1911 begonnen. Da das Geld hauptsächlich von französischen Geldgebern stammte, wollten diese anstatt eines Zahnrades die Steigungen mit einem zusätzlichen Reibrad,
dem System Hanscotte überwinden. Die Bundesbehörden konnten dieses Vorhaben schliesslich doch noch unterbinden, und so wurde die Bahn mit dem Zahnstangen System Abt ausgerüstet und 1914 auf dem Abschnitt Brig-Gletsch eröffnet. Nach rund 30 Minuten Fahrzeit trifft die MGB Komposition im neuen ÖV-Hub Fiesch ein. Seit 2019 kann man hier auf die Gondelbahn Fiesch-Fiescheralp-Eggishorn umsteigen, dessen Talstation sich auf dem Bahnhofsdach befindet. Des weiteren ist die Ortschaft auch Ausgangspunkt der PostAuto-Linien 651, Fiesch-Fieschertal, sowie 652 nach Ernen-Binn im Binntal.
Gleich nach der Bahnhofsausfahrt wird das Zahnrad ein weiteres Mal eingehängt. Das Trasse schmiegt sich nun am gegenüberliegenden Berghang hoch nach Fürgangen. Auch hier besteht Anschluss auf eine weitere Luftseilbahn. Mit einer Kapazität von 8 Personen ist sie jedoch deutlich kleiner und zieht bei weitem nicht die grossen Menschenmassen an wie die anderen. Über die kleinen Stationen Niederwald, Blitzingen und Gluringen, wo nur auf Verlangen angehalten wird, erreicht der Zug den Hauptort des oberen Goms. Der Ortskern von Münster VS, welcher von typischen Gommerholzhäusern geprägt ist,
steht sogar unter nationaler Bedeutung. Nachdem hier mit dem Gegenkurs gekreuzt wurde, tuckert der Zug weiter das Goms hinauf, welches zur Eiszeit vom Rhonegletscher ausgehobelt wurde. Durch seine Höhenlage gilt das Alpine Hochtal als wintersicheres Langlaufgebiet. Rund 100 km Loipen schlängeln sich durch 12 Gommer Dörfer und stehen den Skatern und klassischen Langläufern zur Verfügung. Dementsprechend gut frequentiert sind die stündlich verkehrenden Regionalzüge, welche in unmittelbarer Nähe zur Loipe halten. Über Geschinen gelangt die MGB Komposition nach Ulrichen.
Hier zweigt die Nufenenpassstrasse nach Airolo (62.111) rechts ab. Der nächste Halt befindet sich kurze Zeit später in Oberwald. Ursprünglich führte die Strecke von hier weiter nach Gletsch und dann über den Furkapass nach Realp. Wegen der schwierigen Lawiensituation am Furkapass musste der Betrieb auf diesem Streckenabschnitt von Oktober bis Mai eingestellt werden. Die vor und nach der Sperrung erforderlichen Arbeiten, speziell der Ab- und Aufbau der Steffenbachbrücke waren extrem kosten- und zeitintensiv. 1970 entschloss man sich, einen gut 15 Kilometer langen Basistunnel nach Realp zu bauen.
Ursprünglich rechnete man mit Kosten von rund 74 Mio. Franken. Jedoch erwies sich der Tunnelbau alles andere als einfach. Die geologisch schwierigen Verhältnisse verzögerten nicht nur den Baufortschritt, sondern sprengten auch die Kosten. Diese beliefen sich schlussendlich auf 315,5 Millionen Franken. Nichts desto trotz konnte der längste Schmalspur Tunnel der Welt nach 11 Jahren Bauzeit am 25. Juni 1982 eröffnet werden. Der anschliessende Rückbau des alten Trasses konnte durch Eisenbahnfreunde verhindert werden. Seither betreibt der Verein Dampfbahn Furka Bergstrecke
die faszinierende Linie und führt im Sommer fahrplanmässige Dampffahrten durch. Doch zurück zur Reise. Nach gut 20 Minuten kommt die Eisenbahnkomposition auf der anderen Seite in Realp wieder ans Tageslicht. Neben den Regios wird der Basistunnel auch vom Glacier Express sowie den mindestens stündlich verkehrenden Autozügen durchfahren. Das Trasse schlängelt sich anschliessend weiter durch das Urserental nach Hospental. Früher wurde die Linie durch die Furka-Oberalp Bahn (FO) betrieben. 2003 fusionierte die Bahngesellschaft
mit der benachbarten Brig-Visp-Zermatt Bahn (BVZ) zur heutigen Matterhorn Gotthard Bahn. Das 144 Kilometer lange Streckennetz verbindet seither die Kantone Wallis, Uri und Graubünden miteinander und reicht von Zermatt bis nach Disentis/Mustèr. Mit insgesamt 13 Zahnradabschnitten werden die bis zu 18 % steilen Rampen bezwungen. Das bekannteste Zugsangebot ist der gemeinsam mit der RhB betriebene Glacier Express. Der langsamste Schnellzug der Welt verbindet ganzjährig das mondäne St. Moritz mit dem weltbekannten Zermatt.
Nach gut zwei Stunden Fahrzeit trifft der Zug in Andermatt ein. Der Hauptort des Urserentals, der sich in den letzten Jahren von einem Bergdorf in einen aufstrebenden Tourismusort gewandelt hat, bildet den Endpunkt dieser herrlichen Bahnfahrt. Während des Sommers besteht hier Anschluss auf mehrere interessante PostAuto-Linien, welche über die Zentralpässe führen. (12.681, 31.162, 62.110) Ganzjährig hat man die Möglichkeit, mit der Matterhorn Gotthardbahn weiter über den Oberalppass nach Disentis/Mustèr (920) oder die Schöllenenschlucht hinunter nach Göschenen (142) zu reisen.
AB ANDERMATT:
142, Andermatt-Göschenen
920, Andermatt-Oberalp-Disentis/Mustèr
12.681, Andermatt-Furkapass-Oberwald
31.162, Andermatt-Sustenpass-Meiringen
62.110, Andermatt-Gotthardpass-Airolo
Last Update: 14.11.2024
Zuletzt gereist: 27.09.2023