Zermatt, eine der bekanntesten Feriendestinationen der Schweiz. Der schönste Weg um den Fusse des Matterhorns zu erreichen ist die Eisenbahn. Die Zugskompositionen der Matterhorn Gotthardbahn verkehren ganzjährig im Halbstundentakt und bringen Einheimische wie auch Touristen aus aller Welt vom Rhonetal hinauf nach Zermatt. Also alles einsteigen und los geht diese aussichtsreiche Bahnfahrt zum Matterhorn...
140, Brig-Visp-Stalden-Täsch-Zermatt
Start dieser genussvollen Reise ist der Bahnhofsplatz von Brig. Seit 1930 ist der Schmalspurbahnhof, welcher sich vor dem grossen SBB Bahnhof befindet, Ausgangspunkt der Strecke nach Zermatt. Brig war über Jahrzehnte der Dreh- und Angelpunkt im Wallis, welcher mit der Eröffnung des Lötschberg Basis-Tunnels jedoch etwas an Bedeutung verlor. Stündlich verlässt eine Zugskomposition die Ortschaft mit Ziel Zermatt. Der Zug tuckert nun gemütlich in Richtung Visp. Das meterspurige Bahntrasse der MGB führt dabei grösstenteils parallel zu jenem der SBB.
Unterwegs ziehen die grossen MGB Depotanlagen und Werkstätten von Glisergrund vorbei. Der einzige Halt auf dem Abschnitt Brig-Visp befindet sich in Eyholz, wo sich mehrere Einkaufscentren befinden. Die Strecke passiert anschliessend das weitläufige Industriegelände der Lonza und erreicht nach rund neun Kilometern den Bahnhof von Visp. Ursprünglich lag der Meterspurbahnhof, wie jener von Brig, auf dem Bahnhofsplatz. Im Zuge des grundlegenden Umbaus des Bahnhof Visp, welcher auf die Inbetriebnahme des Lötschberg Basis-Tunnels hin geschah, wurden die Gleise der MGB in den SBB-Bahnhof integriert.
Hier nehmen die Zugskompositionen die Anschlüsse aus dem Unterwallis sowie von der Deutschschweiz her ab. Sobald alle umgestiegen sind, kann die Reise weiter gehen. Die Eisenbahnstrecke biegt nun mit einer links Kurve vom Rhonetal in das Mattertal ein, welches der Zug bis zum Endpunkt Zermatt durchfahren wird. Das Trasse verläuft nur leicht ansteigend zur Ortschaft Ackersand. Im Anschluss überquert die Bahnlinie mittels einer Spannbetonbrücke die Vispa. Kurz darauf beginnt der erste Zahnstangenabschnitt, welcher sich mit einer Maximalsteigung von 125 ‰ an der westlichen Talflanke empor zum Bahnhof Stalden-Saas kämpft.
Hier gabelt sich das Tal in das Matter- und Saastal. Dementsprechend bildet der Bahnhof eine wichtige Drehscheibe im Öffentlichen Verkehr. Neben der PostAuto-Linie nach Saas-Fee (12.511) verkehren ab hier auch Fahrzeuge der Post zur Moosalp (12.518). Des weitern ist Stalden auch Ausgangspunkt der Luftseilbahn nach Gspon. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kamen übrigens Pläne zum Bau einer hier abzweigenden Eisenbahnlinie nach Saas-Fee auf. Zu einer Realisierung kam es durch den Ausbruch des 1. Weltkrieges jedoch nie.
Der Zug kämpft sich anschliessend den fortlaufenden Zahnstangenabschnitt weiter hinauf. Oben angekommen verläuft das Bahntrasse an der östlichen Seite des sich immer mehr verengenden Mattertals. Dieser Abschnitt weist mehrere kurze Tunnelabschnitte sowie Brückenüberfahrten auf, darunter auch das 67 Meter lange Mühlebachviadukt. Die Vispa fliesst derweil weit unten im Talkessel, wodurch sich ein faszinierender Ausblick in die Schlucht ergibt. So gelangt die Matterhorn-Gotthard-Bahn Komposition zum kleinen Weiler Kalpetran. Der eigentliche Ort besteht nur aus wenigen Gebäuden.
Die wichtigste Einrichtung ist neben dem Bahnhof die Luftseilbahn zum Bergdorf Embd. Nach dem Bahnhof überquert das Eisenbahntrasse erneut die Mattervispa und gelangt über die 146 Meter lange Betonbrücke auf die linke Talseite. Nun folgt der zweite Zahnradabschnitt, welcher durch die Kipfenschlucht führt und zu den landschaftlich reizvollsten Abschnitten der Strecke zählt. Die Bahnlinie und die Vispa verlaufen hier auf engstem Raum direkt nebeneinander. Der gesamte Abschnitt wurde zu Anfangszeiten etliche Male von Hochwasser und Lawinen zerstört.
Heute wird die Vispa künstlich reguliert und das restliche Bahntrasse durch ein massives Mauerwerk geschützt. Am oberen Ende der Kipfenschlucht passiert die Zugskomposition die Sellibrücke, wobei die Vispa bereits zum dritten Mal überquert wird. Nun endet der Zahnstangenabschnitt und auch das Tal öffnet sich wieder. Kurze Zeit später fährt der Zug im Bahnhof St. Niklaus ein, welcher auf 1`126 Meter liegt. St.Niklaus ist Ausgangspunkt der PostAuto Linie 12.552, welche am linken Berghang hinauf zum Ferienort Grächen führt. (Anschlusslinie St.Niklaus-Grächen)
Unmittelbar nach der Bahnhofsausfahrt beginnt der dritte Abschnitt, der nur mit Zahnrad passiert werden kann. Dieser führt hinauf zum 1931 errichteten Blattbachtunnel. Ursprünglich verlief das Trasse durch das offene Gelände. Jedoch wurden die Eisenbahnschienen nach mehreren Lawinen untertags verlegt. Im Anschluss wird die Talseite einmal mehr gewechselt und der Zug erreicht das Ausgleichsbecken des Wasserkraftwerkes Herbriggen. Gleich im Anschluss fährt die Zugskomposition der Matterhorn Gotthard Bahn im gleichnamigen Bahnhof ein.
Nach dem Abwarten des Gegenkurses wird die Reise fortgesetzt. Die folgende Strecke nach Randa ist vom gewaltigen Bergsturz von 1991 geprägt. Am 18. April lösten sich rund 15 Millionen Kubikmeter Fels und donnerten ins Tal und verschütteten dabei die Bahnlinie. Gute drei Wochen später, am 9. Mai 1991 ereignete sich ein zweiter grosser Bergsturz, der auch die Strasse verschüttete und so das obere Mattertal von der Aussenwelt abschnitt. Die insgesamt 33 Mio. m3 Fels, welche bei den beiden Stürzen ins Tal donnerten, stauten zudem auch die Vispa.
Nach den erheblichen Unwetter überflutete das angestaute Wasser zudem Teile des Dorfes Randa. Das neu angelegte Bahntrasse macht kurz vor dem Schuttkegel eine scharfe Linkskurve und verläuft parallel zur Hauptstrasse am äussersten Rand des Talbodens. So wird die Gefahrenzone möglichst weiträumig umfahren. Gegen Ende der Geröllhalde geht das bis anhin stetig ansteigende Trasse in ein Gefälle über und mündet so in die ursprüngliche Strecke ein. Dabei kommt auf der gesamten Umfahrungstrecke das Zahnrad zum Einsatz. Kurze Zeit später fährt der Zug im Bahnhof von Randa ein.
Die Eisenbahnstrecke Visp-Zermatt wurde 1891 nach nur drei jähriger Bauzeit eröffnet. Sie sollte die vielen Alpinisten und Touristen schneller und vorallem bequemer ins Bergdorf Zermatt bringen, welches nach der Erstbesteigung des Matterhorns 1865 durch Edward Whymper grosse Bekanntheit in Europa erhielt. Anfangs verkehrten die Züge nur in den Sommermonaten, weil der Wintertourismus in den Augen der Bahnbetreiber zu wenig lukrativ und die Lawinengefahr zu gross war. Seit 1933 verkehren die Züge dank zahlreichen Schutzbauten das ganze Jahr über. Nun aber zurück in die Gegenwart.
Nach der Durchfahrt des Weilers Wildi trifft das Bahntrasse wieder auf die Matter Vispa und führt parallel zu dieser in Richtung Täsch. Unterwegs tuckert der Zug mitten durch den 18 Loch Golfplatz und erreicht so wenig später die letzte Ortschaft vor Zermatt, Täsch. Durch die Nähe zum Luxusort sowie der Tatsache, dass eine Weiterfahrt auf der Strasse nach Zermatt ab hier nicht mehr gestattet ist, hat sich das kleine Bergdorf zu einer grossen "Agglomerations-Gemeinde" entwickelt. Um sämtliche Feriengäste und Ausflügler, welche mit dem Auto anreisen, hinauf nach Zermatt bringen zu können, wurde 2005 das Matterhorn Terminal Täsch erbaut.
Dazu gehört ein dreistöckiges Parkhaus mit über 2`000 Parkplätzen, ein überdachter Parkplatz für Reisebusse sowie ein grosses Bahnhofsgebäude mit Billett- und Informations Schaltern. Für die im dichten Takt verkehrenden Zermatt-Shuttel-Züge wurde ein separater Kopfbahnhof erbaut. Daneben befindet sich der normale Bahnhof für die Regiozüge Visp-Zermatt. Nach dem kurzen Halt nimmt die MGB-Komposition nun die letzte Etappe der Reise in Angriff. Zunächst folgt das Trasse dem Verlauf der Matter Vispa.
Mit der Täschersandbrücke wird der Fluss zum letzten Mal überquert und so gelangt der Zug auf die rechte Talseite. Im Anschluss beginnt der fünfte und letzte Zahnstangen-abschnitt. Während die Vispa in der Schlucht langsam verschwindet, windet sich das Eisenbahntrasse am westlichen Talhang hoch. Der Abschnitt Täsch-Zermatt kann im Winter nur dank Lawinengalerien befahren werden. Rund 40% der 5,5 Kilometer langen Strecke sind durch Verbauungen und Tunnels von den Naturgefahren geschützt.
Auf halber Strecke liegt die Kreuzungsstelle Kalter Boden, wo auch der letzte Zahnradabschnitt endet. Aufgrund der starken Auslastung dieses Streckenabschnittes muss hier praktisch jeder Zug einen Gegenkurs abwarten. Sobald gekreuzt wurde, nimmt die Komposition die letzten drei Kilometer unter die Räder. Nach gut einer Stunde Fahrzeit ab Visp erreicht der Zug den nördlichen Ortsrand von Zermatt. Hier ist noch nicht viel von Luxus zu sehen, im Gegenteil. Grosse Baumaterialienlager und Betonsilos prägen den Dorfeingang.
Mit dem kurzen Spissfluhtunnel unterfährt der Zug die Helikopterbasis der Air Zermatt bevor er im dunkeln Kopfbahnhof von Zermatt einfährt. Seit 1989 schützt eine dicke Betondecke den Bahnhof vor Lawinen. Hier, am südlichsten Punkt des Streckennetzes der Matterhorn Gotthard Bahn enden die Gleise. Somit ist der Endpunkt dieser Reise, wie auch jener des langsamsten Schnellzuges der Welt - des Galcier Expresses, erreicht. Nun heisst es alles Aussteigen, der wohl bekannteste und fotogenste Berg der Schweiz, das Matterhorn, wartet !
Zermatt, 1`608 m.ü.M.
Zermatt zählt, nicht zuletzt wegen des einmaligen Matterhorns, zu den bekanntesten Sommer- und Winterdestinationen der Schweiz. Unzählige Bergbahnen bringen einem schnell und bequem auf die umliegenden Berggipfel und somit inmitten einer atemberaubenden Bergwelt. Natürlich kann man sich auch im Dorf genügend vergnügen. Nebst vielen Läden, durch welche man schlendern kann laden, die unzählige Hotels und Restaurants zum Verweilen ein.
Last Update: 14.11.2024
Zuletzt gereist: 18.09.2021